Das Gut Saldutiškis

Das Gut Saldutiškis befindet sich im Städtchen Saldutiškis, in der Rayongemeinde Utena. Der Name des Städtchens änderte sich mehrmals: es hieß Šilgudiškis, Salgudiškis. Die Umgebung des Gutes war reich an Süßwasser und Quellen, daher könnte der Name Saldutiškis von der Transparenz des Brunnens und der Köstlichkeit des Wassers stammen.

Das Gut von Saldutiškis war bereits in der Zeit des vereinten Litauens bekannt, es wurde Ende des 18. Jh. erwähnt. Zu dieser Zeit wurde es von Antanas, dem Sohn von Martinas Valiulis, verwaltet. Später, zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde das Gut von Antanas Jaloveckis (1772-1852) erworben. Er wird als Förderer des Gutes erwähnt und wurde auf dem Friedhof des Dorfes Trinkūnai begraben. 1890 hatte das Gut eine ländliche Gegend mit ziemlich abgelegenen Dörfern Antalamestė, Krivasalis, Plaučiškės, Trinkūnai, Pakievenis, Pavyžinys, Varniškis, Vilkolakis und 59 Personen.

Vor dem Ersten Weltkrieg gehörte das Gut dem Militäringenieur Boleslovas Jaloveckis. Er baute ein Herrenhaus mit Wirtschaftsgebäuden, pflanzte einen großen Park, einen Garten und Blumenbeete. Er bepflanzte ein paar Waldviertel mit wunderschönen Lärchen.

Die Besiedlung von Saldutiškis begann 1899 mit dem Bau der Schmalspurbahn Panevėžys-Švenčionėliai. Der Bau wurde vom General Boleslovas Jaloveckis, vom Enkel des Gutsbegründers Antanas, selbst geleitet. Dann wurde ein Weg zwischen dem Schmalspurbahnhof und dem Gut aufgeworfen, es wurden Pappeln gepflanzt.

Boleslovas Jaloveckis war ein sehr reicher Mann, der einen großen Teil der russischen Eisenbahn- und Metallindustrieaktien besaß. Er war Abgeordneter der zaristischen russischen Duma (von Ostlitauen). Er war auch ein großer Anhänger litauischer Flüchtlinge in Russland während des Ersten Weltkriegs. Während dieses Krieges war Saldutiškis das Zentrum des Landkreises. Der einzige Sohn des Gutsbesitzers Mečislovas (1876-1962) war gut ausgebildet, diente bei der Vilnius Land Bank, reiste viel durch Litauen, kannte das Land gut und malte 1500 Aquarell-Herrenhäuser. Das Gut von Jaloveckiai wurde vom Kriegskommandanten des Landkreises besetzt. Der alte klassizistische Palast wurde viele Male umgebaut, andere Gebäude haben ihren Zweck geändert.

Ende1907 gründete Mečislovas Jaloveckis die Wirtschaftsgesellschaft Saldutiškis. Auch Landwirte aus der Umgebung nahmen daran teil. 1907 veröffentlichte B. Jaloveckis eine Broschüre “Litauen und seine Angelegenheiten” in litauischer und polnischer Sprachen, sowie den “Nationalen Katechismus Litauens”. Seit dem Jahr 1909 arbeitete er mit der Zeitung „Litwa“ in Vilnius zusammen. 1917 starb er in Petrapilis an Typhus. Das Gut verlor seinen wahren Herrn. Nach dem Tod seines Vaters kehrte sein Sohn Mečislovas nach Litauen zurück, blieb aber nicht in Saldutiškis. Er ging nach Polen, dann nach England und starb 1962 in London.

1938 beherbergte das Gut ein salesianisches Kloster, das bis zum Zweiten Weltkrieg funktionierte. 1940 wurde das Kloster geschlossen. In den Kriegsjahren fungierte hier ein Krankenhaus. Nach dem Krieg wurde eine Schule gegründet.

Nachdem Litauen seine Unabhängigkeit wiedererlangt und seine Landreform fortgesetzt hatte, wurde das Zentrum des Gutes an die Dorfschaft und an das Labanoras-Waldunternehmen übertragen, und der Palast selbst wurde zur neuen Gemeinde übergeben. Der erste Pfarrer war der Priester S. Švėgžda, der auch mit dem Kirchenbau beschäftigt war. Zu diesem Zweck wurde der Steinspeicher des Gutes genutzt – auf den hohen Fundamenten wurde ein Holzteil der Kirche mit zwei Türmen angebaut. 1918 wurde im Gutspalast die Gemeindeverwaltung von Linkmenis niedergelassen, später wurde auf dem Territorium eine Schule gebaut, die das Gutsensemble verdarb. Während des Baus wurden mehrere alte Gutsgebäude abgerissen.

2005 begann die Familie Svitojai, das Gut wiederzubeleben und zu pflegen. Die ehemalige Architektur, polychrome Malerei der Säle, die Bildwerke wurden restauriert.

B. Jaloveckis errichtete im Gut Saldutiškis einen dendrologischen Park von seltenen Pflanzen. Er baute ein Roserium an, deshalb wurde das Herrenhaus Rosengut genannt. Die Fläche des Parks beträgt 1,9 ha. Hier wachsen 22 Arten von Bäumen und Sträuchern. Es gibt eine 50 Meter lange Lindenallee namens Liebesallee, wachsen große Ulmen (Durchmesser beträgt 1,4 m). Von den eingeführten Pflanzenarten sind der rotblättrige Ahorn, die Edel-Tannen, die Silber-Tanne, der graue Nussbaum und andere wertvoll. 1958 wurde der Park zum Naturdenkmal erklärt und ist bis heute geschützt. Der neoklassizistische Komplex der Gutsgebäude von Saldutiškis aus der Zeit des Historismus besteht: aus dem 1830 erbauten und in der zweiten Hälfte des 19. Jh. rekonstruierten Gutspalast, aus den Überresten eines Kornspeichers (1843 erbaut, deren Mauern 1928 für den Bau der Kirche des Heiligen Pranciškus von Asyžietis in Saldutiškis verwendet wurden), aus einer Eiskammer ,die Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut wurde, aus den Überresten eines Stalles und der Pferdeställe (erbaut 1898). Heutzutage entwickelt das Gut seine kulturellen, wirtschaftlichen und pädagogischen Aktivitäten.